Josef (3) lernt sich in die Gruppe einzufügen

 

Der kleine Josef kommt neu in die Gruppe. Er spricht seine slawische Muttersprache, aber kein Deutsch. Er hat noch nicht gelernt, sich an Regeln zu halten: Nimmt Kindern Spielzeug weg und lacht dabei, wirft Sand auf Kinder und akzeptiert keine Autorität. Josef ist es nicht gewohnt Regeln oder Verbote zu beachten oder einzuhalten. Er weiß auch nicht, wie er mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen könnte. Er hat noch nicht die richtige Strategie, mit  anderen Kindern in Kontakt zu kommen, um mitzuspielen. Erschwerend kommt noch dazu, dass er ihre Sprache nicht spricht. Das Fehlen der Sprache erschwert auch den Betreuerinnen ihm Gebote oder Regeln zu erklären. Wird er auf das Einräumen seiner Spielsachen hingewiesen, hüpft er einfach lachend davon, zeigt man ihm ein ernstes Gesicht, lacht oder schimpft er in seiner Muttersprache. Die anderern Kinder empfinden ihn als Störung und wollen ihn nicht in ihrer Nähe haben und auch die Betreuerinnen stöhnen und befürchten, dass er für die nächsten 3 Jahre ein "anstrengendes" Kind werden wird. 

             

Hilfe durch Beziehung

Täglich widmete ich also einige Zeit, ihn mit Marte Meo - Unterstützungselementen zu begleiten. Die ersten Tage stellte ich jegliches Programm zurück, denn gut eingefügte Kinder machen für ihr gesamtes Kindergartenleben den Weg frei für ungestörte und erfolgreiche Aktivitäten und eine reibungslose Alltagsroutine. Durch meine positive Führung gewann ich rasch guten Kontakt zu ihm, die mir seine Aufmerksamkeit sicherte und auch er hatte Freude an mir. Das bemerkten auch seine Eltern, denen ich laufend von seinen Fortschritten berichtete. Nach zwei Wochen hatten sich seine Verhaltensmuster fast zur Gänze zum Positiven verändert. Er war freundlich, bemühte sich selbst sich richtig zu verhalten, räumte ein - von sich aus oder wenn man ihn daran erinnerte, hatte Respekt vor den Dingen, die andere Kinder verwendeten oder fragte sie - oft durch Gesten und in seiner Sprache - ob er mitmachen dürfe. Anschließend setzt ich nur mehr in der laufenden Alltagsroutine mit ihm die Unterstützungselemente ein, wie ich es auch immer mit den anderen Kindern der Gruppe tue. Hin und wieder widme ich mich ihm noch einige Minuten am Tag etwas intensiver. Nun hat er bereits 3 oder 4 beste Freunde gefunden, mit denen er gerne, lange und intensiv spielt und die nach ihm fragen, wenn er mal krank ist. Er ist sehr gutmütig und schlägt niemandem mehr und versteht sich mit fast allen Kindern gut egal welche Sprache sie sprechen. Hin und wieder haben sie "lustige" Ideen, aber nichts, das nicht mit ein bisschen Ernsthaftigkeit wieder in Ordnung gebracht werden könnte.

 

Sprache und Kompetenz

Er hat sich angewöhnt meine deutschen Wörter nachzusagen und lernt schnell unsere Sprache. Anfangs hatte er noch Probleme mit anderen Betreuungspersonen oder kam, wenn ich nicht da war, nicht in den Kindergarten. Heute hat er bereits alle notwendigen sozialen Kompetenzen nachgeholt und entwickelt, dass er sich gut in die Gruppe einfügen kann und Regeln befolgen kann.